Ziegelfragment des biblischen Turms zu Babel

Das hiesige Ziegelfragment stammt aus dem unmittelbaren Ausgrabungsbereich. Die drei­zeilige Inschrift ist im Original nicht viel größer gewesen. Sie besteht aus drei kurzen Zeilen, deren 3. ergänzt ist: Die 1. Zeile enthält den Namen Nebukadnezar II (605-562 v. Chr., also der Biblische ...). Die 2. Zeile ist die Titularzeile: König von Babylon. In der 3. Zeile wird der König als Versorger des hohen Hauses, also des Tempels gepriesen.

Der Turmbau zu Babel

Unter Nabupolassar (625-605 v. Chr.) und Nebukadnezar (604-562 v. Chr.) wurde der riesige Stufentempel (Zikkurat) zu Ehren des Gottes Marduk erbaut. Der Unterbau maß 91x91 m, der fünfstufige Turm erreichte die gewaltige Höhe von 90 m. Der Kern des Gebäudes bestand aus Lehmziegeln, der Gebäudemantel aus gebrannten Ziegeln. Die Ausgräber berechneten allein hierfür 14 Millionen Ziegel. Der Turmbau zu Babel ist eine bekannte biblische Erzählung des Alten Testaments (Moses 1,11). Seit 1913 ist durch die Grabungen von Koldowey belegt, dass sich die Geschichte auf einen historischen Turm bezieht.

Ziegelfragment mit Keilschrift aus Eridu / 3. Jahrtausend v. Chr.

Mesopotamien, das Zweistromland, gilt als Wiege unserer Zivilisation, unserer Kultur und der Schrift. Im Mündungsgebiet des Euphrat entwickelte sich im 4. Jahrtausend v. Chr. die Stadt "Eridu". Eridu erhielt seine überregionale Bedeutung als Heiligtum und Sitz eines Orakels. Von hier stammen das im Museum gezeigte Fragment mit Keilschrifttext einer Tempelweihung des Gottes Enki durch König Amar-Sin (2046-2035 v. Chr.) sowie der in der Bildergalerie gezeigte gesamte Ziegel. Die im Keil­schrift­text verwendeten Schrift­zeichen gehören zu den ältesten Schriftzeichen überhaupt.

Der Stufentempel (Zikkurat) von Eridu

In den Jahren 1946-1949 führte das Antiquities Department des Irak eine groß angelegt Grabung auf dem heutigen Tell Abu Schahrein durch. Sie ergab, dass während der Entstehungszeit von Eridu um das 4. Jahrtausend v. Chr. eine Tempelanlage gebaut wurde, die später fortgeführt, erweitert und um­ge­baut wurde. Aus Tell Abu Sharein stammen die gezeigten Ziegel.

Dachplatte / Tegula (dt. Leistenziegel)

Für römische Dacheindeckungen wurden große rechteckige Dachplatten (bis zu 60 x 40 cm) verwendet, deren Langseiten zu 2-3 cm hohen Leisten hoch­ge­zogen waren. Sie lagen auf den Sparren der flach geneigten Dächer auf, nur durch ihr Eigengewicht beschwert. Hohlziegel (lat. Imbrices) über­deckten die Stoßfugen zweier nebeneinander angeordneter "Tegulae". In vielen Sprachen leitet sich das heutige Wort für „Ziegel" vom lateinischen "Tegula" ab.

Römische Baukeramik

Die römische Baukreamik war weit entwickelt. Regendichte Hausdächer schützten das Haus, Hypokausten­anlagen mit verschiedenen Back­stein­formen (lat. Lateres) und Entlüftungsziegel (lat. Tubuli) in der Wand heizten die Räume, Tonröhren gewährleisteten die Wasserversorgung.

Antefix (dt. Stirnziegel)

Stirnziegel sind Schmuckziegel, die an exponierter Stelle sichtbar auf dem Dach angebracht waren. Sie wurden mit Modeln gepresst und umfassten eine Vielfalt von Motiven. Häufig findet man ein Palmettenmuster. Daneben werden Köpfe von Fabelwesen Medusa oder Göttern dargestellt. Andere Motive sind Theatermasken oder Tiere, besonders Pferde. Stirnziegel sind extrem seltene Funde, selbst im fundreichen Mainz sind bislang nur etwa 15 Stücke gefunden worden.

Ergänzung eines Antefix aus dem Mainzer Legionslager

Unser Antefix ist verziert durch ein Gesicht mit einer aufwändigen Frisur: dicke, rastaähnliche, nach hinten geflochtene Zöpfe und kinnlange offene Haare zu beiden Seiten. Sie ist in das 2./3. Jh. n. Chr. zu datieren. Der treppen­förmige Aufsatz und ca. 2/3 des Stirnziegels hinten sind ab­ge­brochen. Ein ganz ähnlicher Antefix findet sich zufällig im Museum der VG Eich. Nach diesem Vorbild wurde dann auch der Aufsatz nachgeformt und der fehlende Teil des Stirnziegels von uns ergänzt.

Schuhsohlenabdruck

Der auf der Abbildung dargestellte originale römische Schuh wurde 1982 in der Eppichmauergasse in Mainz in einer Moorschicht gefunden, in der sich organische Materialien gut erhalten hatten. Er wurde zusammen mit anderen Lederfunden im Offenbacher Ledermuseum restauriert und ausgestellt.

Schuhsohlenstempel waren beliebt

Die römischen Militärschuhe waren größtenteils genagelt. Trat ein Legionär auf einen zum Trocknen ausgelegten Ziegel, blieb der Abdruck nach dem Brand auf dem Ziegel dauerhaft erhalten. Außerdem waren sog. "Schuh­sohlen­stempel" beliebt. Die Kartusche, in der die Legions­angaben gestempelt wurden, hatte die Form einer Schuhsohle.

Formziegel

Vom Kloster Stift zum Heiligengrabe in Prignitz stammt dieser "Form­ziegel". Genauer gesagt von der an das Kloster angegliederten Heilig­grab­kapelle. Er gehörte zu einem Vierpass im dortigen Blend­maß­werk. Form­ziegel liegen in den unterschiedlichsten Ausführungen vor. Aufeinander gesetzt oder miteinander kombiniert ergeben sie die filigranen Ornamente der Säulen, Friese, Rippen­gewölbe und des Maß­werks.

Die Backsteingotik

"Formziegel" sind ein typischer Bestandteil von sakralen und profanen Bauten im Stil der Gotik. Die "Gotik" ist ein Baustil, der im 13. Jahrhundert nach Deutschland vordrang. Viele Kathedralen und Kirchen wurden im Stil der Gotik erbaut. Weil es in Norddeutschland an Natursteinen mangelte, bildete sich mit der "Backsteingotik" ein neuer Baustil heraus, der auch in neuerer Zeit in der "Neo-Gotik" immer wieder neu auflebte.

Die Ausstellung - Ziegel